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Bayern und Belarus

Allzuviele Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte gibt es hier wohl nicht. Immerhin gibt es seit Febraur 2012 in Generalkonsulat in München. Bemerkenswert ist aber etwas anderes: Ein bayerisches Tourimusportal nutzt die Top-Level-Domain .by: www.bayern.by

Mir ist das überhaupt nur aufgefallen, weil sich mir .by (in Belarus mit Genuss gesprochen: „totschka bi uai“) als Domai eben für Belarus bzw. Weißrussland eingeprägt hat. Ob die bayerischen Tourismusexperten das wissen??

Minsker Geschichten

Interessante Details und Geschichten rund um die Stand Minsk sammelt Michael Volodin in seinem Blog. Volodin, auch bekannt als belarussischer Barde, hat sich mit diesem Projekt von der Musik auf die Architekturgeschichte verlegt. In dem Blog finden sich viele witzige, unerwartete und überraschende Informationen zu einzelnen Gebäuden, Straßen, Plätzen und Personen in Minsk – ein durchaus anregender Stadtführer.

Reiseportal „100 Wege“ in Belarus

Der „erste interaktive und multimediale Atlas von Belarus“ befindet sich hier. Hier findet man für viele Orte und Städte verschiedene individuelle Reiseberichte mit zum Teil tollen Fotos. Sinn und Zweck des Projekts ist es, seine eigenen Reiseerfahrungen und Fotos auf der Landkarte zu verorten und einzustellen.

Angesichts der mehr als dürftigen Reiseliteratur über Belarus ist das ein willkommenes Informationsangebot, zumal es einige Kuriositäten zu entdecken gibt, die wahrscheinlich sowieso in keinem Reiseführer stünden.

Ergänzt wird das Angebot durch Links zu journalistischen Reisereportagen, weiteren Fotostrecken und Berichten über historische Spurensuchen, Videos und Audioberichte. Der Link zu den „Nachbarn“ schließlich ermöglicht einen Blick nach Polen und Litauen, der mit bisher sehr wenigen Angeboten freilich noch recht knapp ausfällt. Trotzdem – ein Blick lohnt sich für alle, die originelle Ausflugsziele suchen.

Militärtourismus in Belarus/Weißrussland

Stalin-Büste im Gelände des Erlebnisparks "Stalin-Linie".

Die Ankündigung (BelaPan 25.9.2012), Touristen mit militärhistorischem Interesse durch die historischen Orte in Belarus anzuziehen, hat mich überrascht. Mir schien es, als wäre das schon längst der Fall. Zum einen gibt es aufgrund der zentralen Lage in Europa tatsächlich viele Orte und Überreste, die über ganz unterschiedlichen kriegerischen Auseinandersetzungen zu verschiedenen Zeiten berichten. Zum anderen ist der Umgang mit diesem Aspekt der Geschichte unbedarft und frei von jeder Scheu, die Ereignisse und Schauplätze zu Erlebnisparks zu machen.

Dies soll nun offenbar systematisiert werden. Im Vordergrund sollen der Krieg gegen Napoleon 1812 und der Erste sowie der Zweite Weltkrieg stehen. Diese Auswahl entspricht dem offiziellen Geschichtsbild, das eine touristische Auswertung aller anderen Kriege auf heutigem belarussischem Territorium nicht vorsieht.

Schon länger ist dieses Segment ein Teil des offiziellen Reiseangebots von Belarus. Dabei werden allerdings auch andere Kriege wie der Sieg der Belarussen (wer genau gehörte in diesen Zeiten dazu?) über die Tataren und Mongolen nahe Minsk im Jahre 1249 oder der Nordische Krieg Anfang des 18. Jh. berücksichtigt. Das Sport- und Tourismusministerium hat je eine Broschüre zum „War Tourism“ und sogar eine zum „Dark Tourism“ herausgegeben. Auf der Website ist dann aber doch lieber von „Battlefield and Historical Tours“ die Rede.

Der "Ruhmes-Hügel" bei Minsk zur Erinnerung an die Befreiung am 3.7.1944.

Bemerkenswert ist, dass in den Broschüre auch auf die Orte jüdischer Erinnerung, wie die Jama in Minsk, oder den Vernichtungskrieg, wie Chatyn, hingewiesen werden – Orte, die nun wirklich nicht auf der Hauptroute des Tourismus liegen. Die offenbar selbstverständliche Verbindung dieser historischen und Gedenkorte nimmt sich neben militärischen Erlebnisparks wie der Stalin-Linie, Reenactment-Veranstaltungen oder der jährlichen Parade im Zentrum von Minsk freilich befremdlich aus.

Neu an den aktuellen Überlegungen ist die Verbindung der Reisen auf militärischen Spuren mit kulinarischen Angeboten der Region, einschließlich Besuchen bei Lebensmittelherstellern, Weinverarbeitungsbetrieben oder Brennereien. Zur Erarbeitung entsprechender Angebote will die Regierung Touristenunternehmen unterstützen. Wer hätte das gedacht?!

Belarussische/weißrussische Kulturinstitute im Ausland

Schon seit längerem plant die Regierung Kulturzentren in den Nachbarländern zu eröffnen. Bisher gibt es ein solches Zentrum nur in Warschau. Die Angebote sollten sich an die jeweilige Bevölkerung widen, um mehr Informationen über Belarus bereitzustellen, aber auch an die belarussischen Exilanten.

Geplant sind solche Zentren in Russland (geplant für 2012), der Ukraine, Litauen, Lettland und Deutschland.

Parallel sollten diesem Plan entsprechend auch die Auslandstourneen belarussischer Theater und Orchester intensiviert werden. Vladimir Chilep, der Vorsitzende des Belarussischen Kulturfonds beklagte in diesem Zusammenhang, dass dafür zu wenig Geld zur Verfügung stehe.

200 Jahre Napoleon – zahlreiche Veranstaltungen in Belarus/Weißrussland

Eine Postkarte aus der Sammlung von V. Lichodedov. http://www.rg.ru/2012/07/19/saltanovka.html

Etwas spät, aber doch noch rechtzeitig vor Ablauf des Jubiläumsjahres, möchte ich die wirklich erstaunliche Aufmerksamkeit hervorheben, die das Land den Ereignissen von 1812 widmet. Die ist insofern bemerkenswert, als der Krieg hier in Belarus vielfach als ein Kampfgeschehen gesehen wird, mit dem die Weißrussen nichts zu tun hatten  – war es doch ein Krieg des Russischen Reiches. Dazu passt, dass man sich gelegentlich von der in der russischen und vorher sowjetischen Historiographie gebräuchlichen Bezeichnung “Vaterländischer Krieg” distanziert. Auf der anderen Seite nutzt man den Jahrestag und erinnert an die Ereignisse, die sich auf dem Gebiet der eigenen Heimat abgespielt haben, und verleiht dieser Form der Erinnerung damit einen nationalen Anspruch.

Bereits im März des Jahres hatte es seine Konferenz von Vertretern des Militärs aus Russland und Belarus gegeben, um die laufenden und weiteren Maßnahmen sowie Forschungsprojekte zu besprechen. Alle Projekte und Vorhaben zum 200. Jahrestag des russisch-französischen Krieges, so das Außenministerium im Mai, dienten der Versöhnung in Europa und dem gemeinsamen historischen Erbe.

Zu den zahlreichen Maßnahmen gehören neben Ausstellungen in verschiedenen Museen und der Nationalbibliothek, Reenactment und Konferenzen auch eine gemeinsame Grabung von belarussischen und französischen Experten am Ort des Geschehens an der Berezina. Dabei sollen sowohl Massengräber als auch Reste von Brücken und militärischen Anlagen gesucht werden. Unterstützt werden die Archäologen von einem Experten des 52. Unabhängigen Suchbataillons der Armee. Auf belarussischer Seite geht man davon aus, dass 25.000 bis 30.000 Weißrussen in der Armee Napoleons gedient haben könnten.

Im Juli fand in der Nähe von Mogiljov eine feierliche Zeremonie zur Beisetzung  der Überreste von drei russischen Soldaten statt, die im Kampf gegen die französische Armee 1812 ihr Leben verloren hatten. Dabei wurde hervorgehoben, dass die Einwohner sich hier tapfer gegen die napoleonische Armee gestellt hatten und diese nicht, wie in vielen anderen Orten, freudig mit Brot und Salz begrüßt haben.

Das Touristenbüro hat einen eigenen Führer zu den historischen Orten von 1812 herausgegeben. Er informiert über lokale Denkmäler und Obelisken, Orte, an denen Napoleon sich aufgehalten hat (z.B. im Gouverneurspalast in Vitebsk) und verweist auf Veranstaltungen und Museen (wie z.B. das Museum im Haus von Pjotr Bagration in Volkovysk). Bemerkenswert ist, dass auch auf ein Denkmal für die russischen Juden hingewiesen wird, das sich in Brilevskoe Pole findet. Besonders hervorzuheben ist die Festung in Bobrujsk.

Von den zahlreichen Artikeln in den Zeitungen möchte ich eine Serie in der Zeitung „Sojuz. Belarus’ – Rossija“ hervorheben. Der eher langweilige Text erzählt die Ereignisse von 1812 nach, ohne Quellen oder sonstige Hinweise. Interessant sind aber die Abbildungen von Postkarten zu 1812 aus der offenbar privaten Sammlung von Vladimir Lichodedov, einen vielfach ausgezeichneten Historiker. Im Juni wurde seine graphische Sammlung zu 1812 im Museum des Großen Vaterländischen Krieges in Minsk gezeigt.

Neben einer Konferenz im Dezember, zu der auch internationale Experten (u.a. vom DHI Moskau) eingeladen sind, steht im November noch eine „Historische Rekonstruktion“ in Studenka auf dem Programm.

Unterwegs im Osten: Vitebsk

Die an der russischen Grenze gelegene, drittgrößte Stadt des Landes wird, wenn überhaupt, bei uns allenfalls mit Marc Chagall in Verbindung gebracht: Eines seiner berühmtesten Gemälde, „Über Vitebsk“, erinnert an seine Jahre in der Stadt. Lange war er allerdings in seiner Heimat gar nicht als „weißrussischer“ Künstler im Bewusstsein, vielmehr führten ihn die sowjetischen Lexika als französischen Künstler. Dabei wurde er in der Nähe von Vitebsk geboren (1887) und verbrachte seine Jugend hier. Im Sommer 1914 kehrte er noch einmal zurück. Aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges konnte er nicht mehr nach Paris zurückkehren und verbrachte weitere acht Jahre in Vitebsk.

Dabei hinterließ er weitere Spuren, die bis vor wenigen Jahren für den Unkundigen kaum auszumachen waren. Erst allmählich entdeckt die Stadt ihren verlorenen Sohn wieder. Ohne Zweifel ist Chagall für den internationalen Tourismus, der bis heute kaum stattfindet, der wichtigste Grund, die Stadt zu besuchen. Für den belarussischen und regionalen Tourismus ist es darüber hinaus das jährlich stattfindende Musikfestival „Sljavanskij Bazar“.

Für einen Besuch der Stadt spricht weiterhin die offene, angenehme Atmosphäre, die der Fußgängerzone im Zentrum zu verdanken ist. Gerade bei sommerlichen Temperaturen sind die zahlreichen Cafés gut besetzt, man hört Straßenmusik und Jugendliche verbringen ihren Abend auf den Bänken und in den kleinen Parks.

Zu Beginn der Fußgängerzone steht das ehemalige Rathaus, das heute das Regionalmuseum beherbergt. Wer keine Lust auf die in der Tat ein wenig verstaubte Ausstellung hat, dem sei der Aufstieg auf den Turm zu empfehlen, von dem man einen wunderbaren Blick über die Stadt und Umgebung hat.

Am anderen Ende der Fußgängerzone stößt man auf das Marc-Chagall-Art-Center. Es steht in einem kleinen Park, in dessen Zentrum ein Obelisk an den Sieg über Napoleon erinnert. Dieser hatte sich einige Zeit in dem ebenfalls am Platz befindlichen Gouverneursgebäude aufgehalten, in dem heute der KGB residiert. Bevor sich der französische Kaiser entschied, doch gen Moskau zu ziehen, scheint es ihm Vitebsk angetan zu haben: Er plante einen längern Aufenthalt und bestellte sogar die Pariser Oper zur Unterhaltung in die Stadt.

Neue Broschüre zu Minsker Museen

Das Minsker Touristenzentrum hat eine neue Museumsbroschüre-2 zu den Museen der Stadt herausgebracht. Jeweils mit Foto, Angaben zu Ort und Öffnungszeiten sowie einer kurzen Inhaltsangabe kann man sich damit schell über 15 Museen informieren. Ein Stadtplan zeigt die Lage der Museen in der Stadt.

Als schier unverzeihliches Versäumnis muss man leider anmerken, dass die Websites der einzelnen Einrichtungen nicht genannt werden!

Eine vergleichbare Broschüre gibt es zu den Theatern der Stadt.

Besucherzahlen Minsker und belarussischer/weißrussischer Museen

Angesichts einiger bevorstehender Kulturereignisse, waren die Besucherzahlen der Museen eine Meldung des Kulturministeriums wert. 2011 besuchten 5 Millionen Menschen die Museen von Belarus (zum Vergleich: 1,9 Mio waren es in den Theatern).

An der Spitze der meist besuchten Museen steht die Festung Brest mit 300.000 Besuchern, es folgt das Museumsensemble in Gomel mit 200.000. Ebenso viele Besucher zählte das Schloss Nesvizh (schon jetzt vor der Wiedereröffnung im Juni), das Schloss Mir besuchten 180.000 Interessierte. Das Nationale Kunstmuseum zählte 160.000 Besucher.

Die steigenden Zahlen bestätigen den Minister in seinem Vorhaben, den Tourismus weiter zu entwickeln. Günstig würden sich dazu die Neueröffnung des Schlosses Nesvizh im Juni erweisen, ebenso wie die Eröffnung der Michail Savitskij-Galerie und weitere Vorhaben. Die Erwähnung des „Museums der belarussischen Staatlichkeit“ in diesem Zusammenhang ist insofern interessant, als dies, so die bisherige Information, nicht für den Publikumsverkehr geöffnet sein soll. Außerdem sollen Belarussische Kulturzentren im Ausland eröffnet werden. Eines gibt es bereits in Warschau, weitere sind für Moskau.

Neueröffnung der Ausstellungsräume im Schloss Nesvizh steht kurz bevor

Als eines der bedeutendsten Kulturereignisse hat der Kulturminister Pavel Latuschko die Wiedereröffnung des Radziwill-Schlosses Nesvizh im Juni nach der Restaurierung bezeichnet.

Angesichts der gestiegenen Besucherzahlen von Museen (5 Mio im letzten Jahr), will Latuschko dieses Ereignis auch nutzen, um den Tourismus fördern. Positive Erfahrungen hat man bereits beim Schloss Mir gemacht, wo die Einnahmen nach der Neueröffnung um ein 8faches gestiegen waren, so der Minister. Zusammen mit den durchschnittlich 60 Festivals in Belarus pro Jahr biete das neue Schloss einen weiteren Anziehungspunkt für einheimische und ausländische Touristen.


Nationales Programm zur Instandsetzung historischer Schlösser

Das Schloss Mir steht unter UNESCO-Weltkulturerbe.

Ein umfassendes Programm zur Bewahrung und Restaurierung historischer Schlösser in Belarus für die Jahre 2012 bis 2018 wurde im Januar vom Ministerrat beschlossen. Insgesamt wird das Programm 131 Billionen Rubel (nach heutigen Stand knapp 12 Milliarden Euro) kosten. Davon werden nur 2,5 Billionen Rubel aus dem staatlichen Budget zur Verfügung gestellt. Die restliche Summe sollen die lokalen Behörden aufbringen. Profitieren sollen 38 Schlösser (von insgesamt 150 auf dem heutigen Gebiet von Belarus), die meisten von ihnen sind in schlechtem Zustand und bisher nicht für den Tourismus erschlossen. Dies gilt bisher nur für die Schlösser in Mir und Nezvizh.

Die Wolfsjagd – Eine Fortsetzungsgeschichte (6)

Glückliche Jäger!

Das war’s! Was für ein Abenteuer! Der Wolf ist dabei nicht mehr in Erscheinung getreten, dafür aber noch mal mehrere Herden Wisente, Rehe und andere Waldbewohner. Außerdem lachte über unserem letzten Jagdtag die Wintersonne bei nach wie vor 16˚C Frost. Die Spurensucher waren aktiv, wenn auch erschöpft, und so wurde doch noch eine Drückjagd möglich, nachdem wir erstmals selber eine echte und klare Wolfsspur im Pulverschnee gesehen haben. Ganz in der Nähe fanden sich dann noch die Reste [sic!] eines Rehs, das mehrere Wölfe am selben Tag gerissen hatten. Offenbar war er selber aber schon weg, so dass das zweistündige Warten in der Kälte ohne Erfolg blieb.

Was die Wölfe von einem Reh übrig gelassen haben.

 

 

 

 

Es blieb dann noch Zeit für einen kurzen Abstecher zu einem Denkmal an einen der vielen historischen Orte im Wald. Ein Gedenkstein erinnert an eines der vielen zerstörten Dörfer. Wer sie zerstört hat, bleibt freilich meist offen, in diesem Fall wohl die Deutschen, 1942 war der Partisanenkrieg noch nicht voll entbrannt. Mehr als dieser Stein erinnert an dieses Dorf nicht, von dem man nicht mal mehr den Namen weiß.

Gedenkstein für ein unbekanntes, zerstörtes Dorf.

 

 

 

Alles in allem konnten wir Waldmenschen wie Bürokraten schließlich doch noch davon überzeugen, dass das ganze Unternehmen für uns ein Erfolg und großes Abenteuer war. Erst dann haben letztere uns verraten, dass sie uns wie die Italiener gefürchtet hatten: Nix klappt bei der eigenen Reiseorganisation, und wenn nicht am ersten Tag erfolgreich geschossen wird, dann hagelt es Beschwerden. Und so trinkfest wie wir seien sie auch nicht! Darauf wurden dann einvernehmlich die letzten Flaschen geleert und eine Verabredung für’s nächste Jahr getroffen! Waidmanns Heil!

Die Wolfsjagd – Eine Fortsetzungsgeschichte (4)

Foto: Ochota 12 (2011)

Um es gleich zu sagen: Der Wolf macht es weiterhin spannend. Auch an Tag vier des Abenteuers hat er sich nicht gezeigt. Was offenbar die Experten von BelGosOchota deutlich mehr beunruhigt, als meine Schwiegervater. Mit gewohnter Ruhe und Gelassenheit erinnert er an die unvergleichliche Scheu des Wolfes, der nur wenigen Jägern das Jagdglück beschwert. Die russische Zeitschrift „Ochota“ (Jagd) widmete dieser Faszination ein ganzes Heft im Dezember 2011 .
Über die Beweggründe des Wolfes, sich nicht zu zeigen, ließ sich auch gestern– bei noch milden 6-8 ˚C Frost und Speck und Wodka im Wald – trefflich spekulieren: Ist es ihm zu kalt und er schläft, um Kräfte zu sparen? Oder ist es noch nicht lange genug kalt, um auf Futtersuche gehen zu müssen? Sind die besonderen Umstände der Ranzzeit verantwortlich? Gibt es zu viele Rehe in der Gegend, so dass er satt ist und nicht umherzieht? Oder gibt es gar zu wenig Rehe in der Gegend, so dass er immer neue Wälder aufsucht – und in der Nacht bis zu 30 bis 40 km zurücklegt?
Noch immer heißt es also warten. Dies gestaltet sich indes als ein weiterer Kurs in Landeskunde. Immer klarer wird der Unterschied zwischen den Bürokraten und den Waldmenschen. War es schon ein Abenteuer, den Veranstaltern einen Vertrag über die vereinbarten Leistungen abzuringen, so zeigt sich jetzt einmal mehr ihre Aversion, sich in irgendeiner Form festzulegen. Immer wieder wird ein weiteres Telefonat vereinbart, muss der Direktor befragt und die Lage neu analysiert und wiederholt darauf hingewiesen werden, dass es keine Garantie gibt, um nicht festgenagelt zu werden. Dass das ganze Unterfangen einfach ein Vergnügen und eine unvergessliche Erfahrung ist – mit oder ohne Wolf, will ihnen nicht einleuchten. Und da sie zwischen uns und den Waldmenschen stehen, und die Waldmenschen von den Bürokraten abhängig sind (auch wenn es umgekehrt sein sollte), können wir sie davon auch nicht mehr überzeugen.
Ob das in der Harmonie des Wodkagelages gemachte Versprechen, diese Jagd werde nicht ohne den Wolf beendet, tatsächlich eingehalten werden kann, ist also nach wie vor offen. Derzeit läuft der nächste Versuch bei mittlerweile 15 ˚C Frost. Ich persönlich glaube ja, dass es daran liegt, dass niemand Kontakt mit dem Wolf aufgenommen hat. Aber das will natürlich keiner hören, es sei denn, die Waldmenschen haben genau das getan, und der Wolf hat entschieden, dass wir nicht würdig sind, ihm gegenüberzutreten.

Die Wolfsjagd – Eine Fortsetzungsgeschichte (2)

Wolfsjagd in Belarus. Foto: http://www.berliner-zeitung.de/brandenburg/jagdgesetz-die-jaeger-und-der-wolf,10809312,11271432.html

Als ob ich es vorhergesehen hätte: Ein Wolf hat sich zum Auftakt der Jagd ebenso wenig gezeigt, wie irgendein anderes Tier! Wie zur Beruhigung und Aufmunterung zugleich war dafür sicherheitshalber der Direktor von BelGosOchota mit ins Gelände gefahren – immerhin hat er in diesem Winter schon drei Wölfe geschossen!
Während sie bei uns in Deutschland nicht geschossen werden dürfen (sich deshalb auch wieder ausbreiten), leben in Belarus über 1.000 Wölfe, ein großer Teil davon in der Gegend Richtung Tschernobyl, wo nicht geschossen wird.
Jäger gibt es viele, die Anforderungen zur Prüfung sind im Vergleich zu Deutschland leicht. Das eigentliche Jägerhandwerk ist dann jedoch mühsam, der Umgang mit Waffen erfordert eine ungeheure Bürokratie und zudem ist es schwer (und/oder teuer), an gute Waffen zu kommen.
Für uns heißt es weiter warten auf den Wolf. Damit die Zeit nicht zu lang wird, gab es gestern schon mal reichlich Wodka, der dann auch die letzten Sprachbarrieren zu überwinden hilft. Und er wärmt, denn heute heißt es wieder: stundenlang bewegungslos stehen, mit dem Gewehr im Anschlag.

Die Wolfsjagd – Eine Fortsetzungsgeschichte (1)

Das Auslegen der „Lappen“, Foto: Ochota 12 (2011).

Bekanntlich bietet die belarussische Natur ein weites Betätigungsfeld für Jäger. Der Jagdtourismus wird gefördert, die Infrastruktur stetig ausgebaut. Und doch bleibt das Jagen ein Sport für Abenteurer, und wer an einen organisierten Urlaub denkt, liegt völlig falsch.
Dies erfahren wir gerade am Beispiel meines Schwiegervaters, seines Zeichens leidenschaftlicher und erfahrener Jäger, Waldbesitzer und Vorsitzender der Jagdgenossenschaft in seinem Revier. Nun ist er, wen wundert’s, nach Belarus gekommen, um auch hier sein Glück zu versuchen. Von Wildschweinen redet hier niemand, hier geht es um mehr: Hirsche, Elche, Luchse und auch Bären reizen den Jäger. Am schwierigsten jedoch ist die Wolfsjagd, und genau diese hält uns seit gestern in Atem.
Genau genommen hat es ja schon vorher angefangen, als wir nämlich versucht haben, diese Reise zu organisieren. Viele Möglichkeiten hat man nicht, man wendet sich auch hier vertrauensvoll an den Staat, an BelGosOchota. Mündliche Absprachen unter Jägern und ein Handschlag sollten die Sache besiegeln, und unser Wunsch nach einem Vertrag brachte schon die ersten Schwierigkeiten mit sich.
Die zweite Sorge bereitete das Wetter. Der im Dezember ungewöhnlich milde Winter ohne Schnee drohte uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Doch das sprichwörtliche Jägerglück stellte sich mit 20 cm Schnee pünktlich Mitte Januar ein.
Die nächste Hürde war dann die Einreise mit der Waffe. Es hätte mich schon stutzig machen müssen, als wir die Kontrollen der Bundespolizei problemlos und freundlich absolviert hatten. Die Ernüchterung kam beim Schalter der Belavia: Trotz aller erdenklicher Anfragen, wie es geht und was wir brauchen, hatten wir das entscheidende Dokument nicht, ohne dass es wirklich und unter keinen Umständen geht, denn „in Belarus ist man sehr streng mit Waffen“. Eine Zeitlang sah es tatsächlich so aus, als wäre das bereits das Ende der Geschichte. Einige Telefonate, das entscheidende ein Monolog Fedor Fedorovichs von BelGosOchota gegenüber dem Belavia-Tageschef, haben dann nach vertrauter Methode dazu geführt, dass es dann heute auch ausnahmsweise mal ohne das Dokument geht.
Nachdem die Waffe dann als Übergepäck bezahlt und als Sperrgepäck aufgegeben war, konnte es losgehen. Hier in Minsk läuft bisher alles nach Plan, wenngleich den auch nur Fedor Fedorovich kennt. Eben jener hat uns empfangen und die Waffe nach einer eher gelangweilten Prüfung des Zolls an sich genommen. Die Überprüfung der Munition ist hier wie dort übrigens unter den Tisch gefallen… Also haben wir uns auf den Heimweg gemacht, um Fedor Fedorovich mitsamt Waffe nach Hause zu bringen. Bass erstaunt darüber, dass wir gar kein Wässerchen zur Begrüßung vorbereitet hatten, kam er nach einem Augenblick mit einer Flasche und einem Teller voll zünftiger Speisen zurück zum Auto, so dass wir erstmal auf das deutsch-belarussische Jägerglück anstoßen konnten.

Nun hängt alles vom Wetter und dem Wolf ab. Ob er Spuren hinterlässt und nicht „durch die Lappen geht“ (so heißt es auf deutsch und auf russisch), ist unter ständiger Beobachtung der Experten. Zur Sondierung des Terrains sind die Herren heute Mittag rausgefahren – 70 km nordöstlich von Minsk. Was auch immer dort passiert, es wird zweifellos die Jägerbande unserer Länder vertiefen – mit oder ohne Erscheinen des Wolfs.

Zaslavl‘

Die orthodoxe und katholoische Kirche von Zaslavl'.

Ein Ausflug führte uns letztens in eine der ältesten Städte des Landes unweit von Minsk. 985 von Großfürst Vladimir gegründet, ist das verschlafene Städtchen ein Spiegel der Geschichte der Region.

Die Anlage des Marktplatzes stammt aus dem 11./12. Jh. Ende des 11. Jh. entstand die Burg, eine der frühesten Verteidigungsstrukturen auf dem Gebiet des heutigen Belarus, von der aber heute nur mehr Torfragmente zu sehen sind. Zur Erinnerung an diese Epoche veranstaltet die Stadt immer wieder Mittelalterfestivals.

Von der religiösen Geschichte des Landes zeugen die Gebäude einer katholischen und einer orthodoxen Kirche. Letztere wurde als eine der ersten protestantischen Kirchen in Belarus im 16. Jh. von Calvinisten erbaut, einer Zeit starker protestantischer Strömungen in der Region. Im 17. Jh. wurde sie der katholischen Gemeinde übergeben, Ende des Jh. zu einem Teil des neu gegründeten Dominikanerklosters. Die Kirche erfuhr später zahlreiche Umbauten. Wahrscheinlich im 17. Jh. erhielt sie den 35 m hohen Turm. 1883 ließ der russische Zar Kloster schließen, das Kirchengebäude wurde der orthodoxen Kirche übergeben. Bis 1961 war sie aktiv, seit 1977 diente sie als Museum und ist seit Ende der 90er Jahre wieder ein Gotteshaus.

Die heute katholische Kirche am Marktplatz stammt aus dem Jahr 1774 und war ursprünglich barock ausgestattet. Ende des 19. Jh. übergaben die russischen Behörden die Kirche an die orthodoxe Gemeinde, verbunden mit einigen Umbauten. Gottesdienste wurden hier bis 1941 abgehalten. Der Krieg führte zur fast völligen Zerstörung des Gebäudes. Erst Ende der 90er Jahre begannen die Restaurierungsarbeiten, zu deren Abschluss die Kirche wieder der katholischen Gemeinde übergeben wurde.

Das 20. Jh. prägt den Platz im Zentrum vor dem Gebäude der Stadtverwaltung, Hier steht noch immer eine Leninfigur und weist den Weg in die richtige Zukunft. Unmittelbar daneben kann der Besucher in der Tradition der „Helden der Arbeit“ die Portraits der verdienten Bürger der Stadt bewundern. Am anderen Ende des Platzes befindet sich das kleine Stadtmuseum. Aus professioneller Sicht ist eine Erneuerung der Ausstellung dringend nötig, aus touristischer Perspektive ist das Museum eine wahre Fundgrube und sinnliche Anregung.

Bemerkenswert ist eine Tafel an einem der Häuser am zentralen Platz. Hiermit erinnert eine Schule an ihre ehemaligen Schüler, die im Afghanistan-Krieg ums Leben gekommen sind.

Noch immer aktiv ist schließlich eine uralte Mühle. Ihre Geschichte und Funktion sowie die Lebensweise der Müller werden in einer kleinen Ausstellung erklärt, einer Dependance des Geschichts- und Kulturgeschichtlichen Museums. Erwähnenswert ist noch eine weitere Außenstelle des Museums, das „Kindermuseum der Waldmythologie“.

Nicht unerwähnt bleiben soll eine Gedenktafel zur Befreiung der Stadt durch die Partisanen, unweit der Mühle. Diese Tafel war unlängst Gegenstand in einem kritischen Artikel in der „Belarussischen Militärzeitung“ vom 12.5.2011 , in dem der Autor auf Ungenauigkeiten hingewiesen hatte – an der Tatsache, dass die Stadt von Partisanen befreit wurde, aber letztlich doch nicht zweifeln wollte.

Tage des Europäischen Kulturerbes in Belarus

In diesen Tagen werden zum wiederholten Male die Tage des europäischen Kulturerbes in Belarus begangen. Ziel der Aktion der seit 1991 vom Europarat und seit 1999 vom Europarat und der Europäischern Kommission geförderten Aktion ist es – ähnlich dem deutschen Tag des offenen Denkmals –  auf Architekturdenkmäler aufmerksam zu machen und zu ihrem Schutz beizutragen. Zudem sind die ausgewählten Gebäude, die normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen sind, in diesen Tagen für das Publikum zugänglich.

Jedes Land stellt die Kulturerbetage unter ein Motto. Belarus hat dieses Jahr das Thema „Kulturerbe und Religion“ gewählt und rückt damit die jahrhundertealten Beziehungen zwischen Staat und Kirche(n) in der Region in den Fokus. Aufgrund seiner geographischen Lage kommen in Belarus die orthodoxe, katholische, protestantische und jüdische Religion auf einzigartige Weise zusammen. Kunsthistorisch verbinden sich Einflüsse aus Byzanz, der Romanik und Gotik sowie ethnisch geprägter Kultur. Diese Synthese kommt insbesondere in der Architektur eindrucksvoll zum Ausdruck.

Zu der Aktion ist eine Broschüre des Kulturministeriums, hg. vom Institut für Belarussische Kultur, in belarussischer und englischer Sprache mit zahlreichen Farbfotos erschienen (siehe Foto). Ausgewählt und in der Broschüre vorgestellt werden das orthodoxe Frauen-Kloster Spaso- Evfrosinievkij in Polock, das ebenfalls orthodoxe Männer-Kloster Svjato-Uspenskij in Zhirovichi und die katholische Bernhardinerkirche in Budslav mit jeweils einzigartigen Ikonen, Fresken und Altären. Alle drei Orte pflegen ein aktives, religiöses Leben und werden regelmäßig von Pilgern besucht.

2010 hatte Belarus das Thema « Renaissancebauten » gewählt.

Brand im Freilichtmuseum Dudutki

http://www.agroecotour.com/forum/viewtopic.php?f=19&t=11

Am Abend des 10. September ist im Freilichtmuseum Dudutki ein Feuer ausgebrochen und hat erhebliche Schäden angerichtet. Ob es Brandstiftung oder Fahrlässigkeit war, ist noch nicht geklärt.

Das Museum ist eines von drei (!) privaten Museen in Belarus. 1994 gegründet, bietet es unweit von Minsk ein vielfältiges Angebot rundum belarussische Volkskultur, Handwerk und Landwirtschaft. Finanziell muss es sich selber tragen. Folglich arbeitet es kommerziell. Die Preise können als gemäßigt bis hoch, gemessen an den hiesigen Einkommen, bezeichnet werden. Dennoch sind das Museum und das dazugehörige Gelände ein beliebtes Ausflugsziel.

Im Rahmen des in Belarus sehr geförderten Öko- oder Agrotourismus spielt das Museum eine wichtige Rolle.