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Tatjana Bembel

Von ihr war hier schon mehrmals die Rede, was sich daraus erklärt, dass Tatjana Bembel ihren festen Platz im Minsker Kulturleben hat. Sie ist Leiterin der Städtischen Galerie „Shchemeljova“, dessen Kunst sie nicht besonders schätzt, wie sie offen sagt. Vielmehr ist die Galerie für sie ein Forum und eine Plattform, auf der sie ihre Ideen und Projekte realisieren kann. Dazu gehören Ausstellungen von zeitgenössischen Künstlern ebenso wie Workshops zu privaten Sammlungen in Minsk und vor allem soziale und pädagogische Projekte. Damit ist sie Avantgarde in Minsk, schon vor Jahren hat die damit angefangen. Heute folgen andere Museen, doch noch immer gehen wichtige Impulse von der Galerie für das auch hierzulande aktuelle Thema der Verortung von Museen in der Gesellschaft und städtischen Umgebung. Damit erfüllt sie teilweise Aufgaben, wie man sie bei uns in kommunalen Galerien findet.

Tatjana selber ist die Enkelin des berühmten Architekten Andrej Bembel, Tochter eines Poeten, und überhaupt ist ihre ganze Familie irgendwie berühmt. In einer eigens von Tatjana gegründeten Buchreihe sind die Erinnerungen ihrer Großmutter Olga Bembel-Dedok erschienen (Vospominanija, Minsk 2006), die ein lebendiges Bild der ersten Hälfte des 20. Jh. in Russland und der Sowjetunion zeichnen. In der Buchreihe sollten weitere Memoiren von Frauen folgen, ein Defizit in der Litgeraturlandschaft, leider ist das aber aus finanziellen Gründen bisher im Sande verlaufen. Das mag aber auch an der Art Bembels liegen, die viele Ideen hat, viele umsetzt, dabei aber durchaus ihre eigene Organisation verfolgt. Eine Kollegin nennt das „Bohème“  – damit ist alles klar und auch alles entschuldigt, denn davon gibt es in Minsk und Belarus nicht viele.

Ein bisschen fällt dabei die Diskrepanz zwischen ihrer offenen und kritischen Rede und dem Programm der Galerie sowie ihren sonstigen Aktivitäten auf. Aber vermutlich ist das ein gewisser Pragmatismus aus Erfahrung. Sie nutzt die Spielräume, die es gibt, ohne diese zu strapazieren. Sie hat eine eigene TV-Sendung, eine der wenigen Diskussionrunden zu Themen von Kunst und Kultur, nämlich die Sendung „Strasti po kulture“ auf Belraus 2, moderiert viele kulturelle Veranstaltungen in der Stadt, veröffentlicht Ausstellungskritiken und unterrichtet sie an der EGU in Vilnius, nachdem sie diese Universität, damals noch in Minsk, selber absolviert hat.

Museumsgespräche

Leider schon vorbei, aber hoffentlich auch in Zukunft im Angebot, sind die „Samstagsgespräche“ im Nationalen Kunstmuseum. In der Zeit von März bis Anfang Mai gab es jeden Samstag eine 10minütige Einführung in genau ein Gemälde bzw. Kunstwerk in einem jeweils anderen Raum. Das Angebot ist insofern bemerkenswert, als es sich als eines der wenigen an individuelle Besucher richtet und zudem eine neue Zielgruppe der „Highlight-Besucher“ anspricht. Mehr dazu auf der Website des Museums.

Museumslabyrinthe

Vom 20. Oktober bis 9. Dezember letzten Jahres fand die Aktion Museumslabyrinthe  statt. Die Idee bestand darin, 10 Museen in einem nicht festgelegten Rundgang zu verbinden, bei dem verschiedene Aufgaben im Team zu lösen waren. Den Gewinner erwartete eine Reise nach Wien. Mit der Aktion verbunden waren Veranstaltungen in den einzelnen Museen.

Initiiert vom Kulturministerium, durchgeführt zusammen mit einer Agentur und koordiniert vom Janka-Kupalla-Museum, sollte das Angebot zur Popularisierung der Museen dienen.

Darüber, wie viele Menschen teilgenommen haben, oder zu anderen Ergebnissen der Aktion, gibt es bisher keine Informationen.

Das Museum als Ort der Persönlichkeitsentwicklung?!

 

Abschlussveranstaltung am 21.12.2010

Erwachsenenbildung wird in Belarus noch klein geschrieben. Es gibt weder ein so dichtes Netz von Volkshochschulen, wie wir es aus Deutschland kennen, noch Fortbildungseinrichtungen oder gar Seniorenakademien. Das Bildungssystem wird vielmehr bestimmt durch die schulische Bildung, das Hochschulstudium und die Berufsausbildung. Zwar bieten zunehmend städtische und andere offizielle Bildungseinrichtungen Kurse speziell für Erwachsene an (siehe: Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung), doch stecken diese Angebote noch in den Anfängen – ein Grund, warum sich der „Deutsche Volkshochschulverband e.V.“ in Belarus engagiert. Weiterlesen

Museumspädagogik

Vom aktuellen Stand der Fachdiskussion zur Museumspädagogik in Belarus konnte ich mich auf einem Fortbildungsseminar in der vergangenen Woche überzeugen. Veranstaltet vom Institut für Kultur in Belarus waren ca. 40, meist junge Museumsmitarbeiter/-innen aus ganz Belarus nach Minsk gekommen, um fünf Tage über „Ort und Rolle des Museums im Kontext aktueller Bildung“ zu sprechen. Nach einführenden Vorträgen über Tendenzen und Methoden der Bildungsarbeit im Museum, stellten Mitarbeiter/-innen aus verschiedenen Museen konkrete Projekte vor, darunter die pädagogische Arbeit der „Schloss- und Parkmuseen“ in Gomel, die sich mit einer beeindruckenden Vielfalt an Angeboten auf die Zielgruppe von Kindern mit Behinderungen spezialisiert hat, ein Museumsspiel für Schüler und Jugendliche im Staatlichen Historischen Museum, ein Programm für Senioren in der Städtischen Galerie Schtschemeljowa sowie Veranstaltungen für Erwachsene zur Traditionspflege im „Staatlichen Museum der Volksarchitektur und Alltagslegen der Republik Belarus“.

Ein Blick in eine nachgebaute Hütte im Museum für Volksarchitektur.

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