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Museum der Filmgeschichte

Von der persönlichen Leidenschaft seines Direktors Igor Avdeev zeugt die Ausstellung im Minsker Filmmuseum. Es erzählt die Geschichte des belarussischen Films. Diese ist naturgemäß eng mit dem sowjetischen Kino verbunden, weist aber durchaus eigene, nationale Entwicklungen auf. Die Ausstellung ist nach Filmen strukturiert, die hierzulande einen besonderen Einfluss hatten oder besonders beliebt waren. Neben Texten und Fotos gibt es alte und neue Filmtechnik zu sehen sowie Highlights aus der umfangereichen Plakatsammlung des Museums, die einige Exemplare seltener Plakate enthält.

Darüber hinaus widmet sich das Museum der Suche nach Filmen, die während des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt wurden und seitdem verschollen sind. Ein entsprechender Eintrag mit der Bitte um Unterstützung findet sich seit 2005 in der LostArt-Datenbank.

Eine eigene Website hat das Museum nicht, dafür aber einen Wikipedia-Eintrag. Weitere Informationen zum Museum finden sich hier.

Film zum Ersten Weltkrieg

Anlässlich des 100. Jahrestages haben Russland und Belarus mit den Arbeiten für einen Film begonnen, wie aus dem Verteidigungsministerium zu hören ist (BelaPan 4.12.2012). Im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg gäbe es nur sehr wenige Filme zum Ersten Weltkrieg, wie auch zum Krieg gegen Napoleon, so der Sprecher. Mit dem Vorhaben soll eine Wissenslücke weiter gefüllt werden.

Der Spielfilm wird aus dem Unionshaushalt finanziert und soll im Sommer 2014 erstmals gezeigt werden. Geplant ist, an den Erfolg des ebenfalls gemeinsam produzierten Films über den Kampf um die Brester Festung anzuknüpfen.

Kurzfilm zur Erinnerung an den Holocaust in Belarus

Foto: http://www.jewish.ru/culture/cinema/2012/05/news994307368.php

Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, den Film „Tufel’ki“ (Schuhe) (Belvideocentr, Regie Konstantin Fam, Produzent Jurij Igrusha, ein belarussisch-russisch-tschechisches Projekt) zu sehen. Der 18-minütige Film, ohne Dialoge nur mit Musik unterlegt, zeigt die künstlerisch verarbeitete Erinnerung an das Schicksal einer Familie im Holocaust: Ein junges Paar verliebt sich, heiratet und wird später Opfer der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Dies alles wird sozusagen aus der Perspektive der Schuhe der Menschen erzählt, indem die Kamera nur die unteren Beine der Personen im Blick hat. Dahinter steht die Idee (von Dmitrij Paschkov), ausgehend von der Ansammlung der Schuhe der Opfer in Auschwitz, ein konkretes Schicksal zurückzuverfolgen und so herauszufinden, wer in diesem einen Paar Schuhe gesteckt hat.

Auf den ersten Blick berührt der Film. Bei näherer Betrachtung jedoch ist zum einen die Geschichte, die das Schicksal aller vernichteten Juden mit der persönlichen Rache aus Eifersucht verbindet, wenig überzeugend. Zum anderen ist die Idee, wirklich nur die Schuhe „sprechen“ zu lassen, nicht konsequent umgesetzt, indem doch viel mehr von den Menschen gezeigt wird. Dadurch bleibt dieser Versuche einer Annäherung an das Thema auf halbem Wege stecken und überzeugt letztlich nicht.

Zensur in der Geschichtswerkstatt?

Die für den 20. Juni geplante, reguläre Sitzung des Filmklubs „Unbekanntes Belarus“ wurde am Vorabend kurzfristig durch den Leiter der Geschichtswerkstatt, Kuzma Kozak, abgesagt. Offenbar hatte es viele Anrufe  gegeben, so dass sich Kozak entschied, keinen weiteren Verdacht auf die Geschichtswerkstatt zu lenken. Was war der Hintergrund?

Der Klub der Filmhistoriker, der seit längerer Zeit in den Räumen der Geschichtswerkstatt tagt und viele historische Dokumentarfilme dort gezeigt hat, wollte an diesem Tag den Film „Stalin-Linie: Ehre oder Schande?“ von BelSat TV aus dem Jahr 2008 diskutieren. Darüber hinaus, so der Historiker Igor Kuznecov, ein Mitglied des Klubs, sollte auch der Film „Stalin-Line, Gomel-Region“ gezeigt werden. Hier geht es um Erinnerungen von Überlebenden des Stalin-Terrors. Der Film war in Gomel verboten worden.

Kuznecov wehrte sich gegen die seiner Meinung nach ausgeübte Zensur durch die Geschichtswerkstatt und kündigte an, das Programm des Klubs in Zukunft nicht mehr zur Disposition zu stellen.

Nochmal: Belarus in Cannes

Der Film “Im Nebel” nach einer Erzählung des belarussischen Schriftstellers Vasilij Bykov hat bei den 65. Filmfestspielen in Cannes den Internationalen Kritikerpreis gewonnen (BelaPan 28.5.2012).

Die deutsch-belarussisch-lettisch-niederländisch-russische Ko-Produktion des belarussischen Regisseurs Sergej Lozhnica war der einzige russisch-sprachige Film im Wettbewerb um die Goldene Palme.

Die Geschichte des Films geht auf eine Erzählung Bykovs von 1989 zurück, in der ein Dorfbewohner der Kollaboration mit den deutschen Besatzern beschuldigt wird. Das Thema ist bis heute in Belarus nicht auf der offiziellen Agenda der Geschichtswissenschaft und Kriegserinnerung. Es stellt sich daher jetzt die Frage, ob und wann der Film auch in Belarus gezeigt wird.

Das Werk Bykovs, der in Belarus von vielen verehrt wird, ist aufgrund seiner durchaus kritischen Sicht auf den Krieg nach Regierungsmaßstäben nur bedingt akzeptabel. Gerüchten zufolge plant die Witwe des Schriftstellers ein Museum mit dem Nachlass des Schriftstellers; die Unterstützung staatlicherseits für dieses Vorhaben wird aber von einer bestimmten Auswahl an Exponaten und Werken abhängig gemacht.

Verfilmung einer Bykov-Erzählung in Cannes

Der u.a. von “Belarusfilm“ mitproduzierte Film „Im Nebel“ nach einer Vorlage des belarussischen Schriftstellers Vassilij Bykov ist Teil des Wettbewerbs bei den Filmfestspielen in Cannes. Der Regisseur Sergei Loznitsa stammt ebenfalls aus Belarus. Thema des Films ist der Widerstand der Partisanen gegen die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg.