Grodno: Stadt der Museen

Die Boris und Gleb-Kirche in Grodno

Schon zum zweiten Mal war ich neulich in Grodno und auch dieses Mal wieder ganz begeistert von dem Flair dieser wohl westlichsten Stadt von Belarus. Das mag an der Architektur liegen, von der sich mehr als in anderen Städten des Landes vieles seit dem 18. Jh. erhalten hat. Aus dieser Perspektive ist es wohl ein Glück, dass den nationalsozialistischen Besatzer die Stadt ebenfalls gefallen hat und sie sie in das Reichsgebiet aufgenommen haben. Wie sehr die Stadt und ihre Bürger trotzdem unter der Besatzung gelitten haben, bezeugen die Gedenktafeln an das Ghetto der Stadt. In denkbar schlechtem Zustand ist die Runie der ehemals großen Synagoge. Gerade wird sie hergerichtet, was daraus werden soll, ist allerdings nicht bekannt.

Heute ist die Stadt reich an Museen, es lag also nahe, hier im letzten Oktober das erste Museumsforum zu veranstalten. Im alten und neuen Schloss logiert das Archäologisch-historische Museum, in dessen reichen Sammlungen ich die Gelegenheit hatte, für einen Auftrag zu recherchieren. Unweit vom Schloss befindet sich das einzige Feuerwehr-Museum in Belarus. Vom Turm des auch heute noch in Dienst stehenden Gebäudes ertönt jeden Tag um 12.00 Uhr ein Trompetensignal (live gespielt!). Schräg gegenüber befindet sich das Museum der Geschichte der Religion (früher das übliche Atheismusmuseum), und ebenfalls unweit davon trifft man auf das zauberhafte Apothekenmuseum, das sich auch in einem alten Apothekengebäude befindet. Darüber informiert eine eigene Website.

Darüber hinaus gibt es noch ein Handwerkermuseum, ein Maksim-Bogdanovich-Museum, ein Bykov-Museum, ein Polizeimuseum, ein Anatomiemuseum, ein ethnographisches Museum…, aber das habe ich nicht mehr geschafft. Infos dazu hier.

Statt dessen habe ich mir eine der ältesten, orthodoxen Kirchen aus vormongolischer Zeit überhaupt, die Boris und Gleb-Kirche aus dem 12. Jh. angeschaut. In der Gesamtschau mit den vielen Jesuitenbauten in der Stadt, zeigt sich wieder einmal die kulturelle und religiöse Vielfalt von Belarus, die hier im Westen so deutlich zu spüren ist, wie kaum in einer anderen Stadt oder Gegend.