Geschichte

Chatyn: Gedenkstätte

Übersichtsplan der Gedenkstätte

Es ist einer der ersten Frühlingstage in Belarus. Die Bäume sind zartgrün, Blumen blühen, die Vögel zwitschern. Wir wandern durch eines der zahlreichen weißrussischen Dörfer. Hier ist die Hofstelle der Novockijs (Navickis)  mit ihren sieben Kindern. Bei den Rudaks nebenan sind es drei, bei den Jackevichs sechs, der jüngste gerade mal sieben Wochen alt. In die Geräusche und Gedanken dieses stillen Nachmittags mischt sich immer wieder das zugleich friedliche wie irritierende Klingen der Glocken. Alle 30 Sekunden. Von jeder Hofstelle. Sie alle sind seit langem verwaist, ihre Bewohner im Krieg von den Deutschen umgebracht. Wir sind in Chatyn.

Chatyn ist einer der eindrucksvollsten Gedenkorte in Belarus. Ca. 30 km nördlich von Minsk gelegen, ist es zum Symbol für die im Zweiten Weltkrieg  zerstörten Dörfer in Weißrussland geworden. Im Frühjahr 1943 zerstörten Angehörige der deutschen Besatzungsarmee das Dorf in Folge eines Gefechts mit den Partisanen. Die Deutschen sperrten die Einwohner in eine Scheune und verbrannten diese mitsamt den Dorfbewohnern. Allein der Schmied Josef Kaminski und drei Kinder überlebten das Massaker.

Der Friedhof der Dörfer.

Die 1969 eingeweihte, von Leonid Lewin konzipierte Gedenkstätte setzt sich aus mehreren Elementen zusammen: Im Zentrum steht die überlebensgroße Figur des Schmieds Kaminskij, der seinen toten Sohn auf den Armen trägt. Auf dem Friedhof der Dörfer wird der 186 verbrannten, nach dem Krieg nicht wieder aufgebauten Ortschaften mit Erde aus ihrem Gebiet gedacht. Den insgesamt 9.200 zerstörten, aber wieder aufgebauten Dörfern ist ein gesondertes Denkmal gewidmet. Ein ewiges Feuer erinnert an die 2,2 Millionen Menschen, die Weißrussland im Krieg verloren hat, das ist jeder vierte Einwohner. An einer Betonwand befinden sich einzelne Gedenkstellen für die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager auf weißrussischem Gebiet. Die ehemaligen Hofstellen werden durch Betonplatten mit Schornsteinen symbolisiert, an denen eine Gedenktafel namentlich an ihre ehemaligen Bewohner erinnert.

Die Anlage ist eine Ausnahme in der Gedenklandschaft der ehemaligen Sowjetunion. Nicht Heldenmut und Verteidigung stehen hier im Vordergrund, sondern individuelles menschliches Leiden. So war es auch Ende der 60er Jahre keineswegs selbstverständlich, die Pläne der Wettbewerbsgewinner realisieren zu können.

Dass die Gedenkstätte gerade in Chatyn, und nicht in einem der anderen zerstörten Dörfer, errichtet wurde, hängt auch mit der Namensähnlichkeit zu dem in Russlang gelegenen Katyn zusammen, dem Ort, an dem 1940 mehrere tausend polnische Offiziere von sowjetischen Truppen des NKWD ermordet wurden. Auf diese Weise wollte man bewusst Verwirrung stiften und von den eigenen Verbrechen ablenken.

Die Internetseite der Gedenkstätte bietet auch in deutscher Sprache Hintergrundinformationen und viele Fotos.

Minsk in alten Postkarten

Diese alte Postkarte zeigt das Hotel „Europa“. Quelle: Website des MK.

Auf der Website der Tageszeitung „Minsker Kurier“ werden 130 historische Fotografien bzw. Postkarten von Minsk bereitgestellt. Nicht alle sind von gleicher Qualität, einiges wiederholt sich, aber das Durchblättern ist eine Zeitreise an vertraute Plätze der Stadt. Schade nur, dass es weder Datierungen noch genaue Ortsangaben gibt.

Darüber hinaus lohnt ein Blick in die Rubrik „Geschichte“ der Zeitung, die interessante, kuriose und überraschende historische Begebenheiten aufgreift.

Museum des Großen Vaterländischen Krieges III

 

Die Baustelle des neuen Museums.

Gestern meldete die Nachrichtenagentur BelPan, dass am 16. April ein landesweiter Subbotnik, ein sog. freiwilliger Arbeitstag, durchgeführt wird. Dabei sollen neben allgemeinen Aufräumarbeiten auch die Denkmäler des Größen Vaterländischen Krieges von den letzten Schneeresten befreit werden. Die Erträge sollen Kindern zugute kommen, die noch immer unter den Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl leiden. Ein weiterer Teil aber, und hier eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für alle Museen der Welt, wird dem Neubau des Museums des Großen Vaterländischen Krieges zugute kommen.

 

Dieses erhält ein aufwendiges neues Gebäude, für den die Stadt Minsk und der Staat bemerkenswert viel Geld bereitstellen. Ziel ist die Fixierung des ideologisch geprägten Geschichtsbildes in einer symbolträchtigen Architektur. 1995 ist ebendies in Moskau auf dem Verneigungshügel geschehen, an dessen Vorbild sich der Neubau unverkennbar orientiert.

 

Der geplante Neubau. Quelle: http://www.minchanka.by/rasskazy/museum.html

Für die Einrichtung der neuen Dauerausstellung muss das Museum freilich das Geld selber aufbringen. Ob dies mit entsprechenden inhaltlichen Freiheiten einher geht, bleibt abzuwarten. Die öffentlich einsehbare Konzeption lässt Zweifel aufkommen. In Gesprächen mit den Kollegen aber ist die Aufbruchstimmung zu spüren, der Wille, ein Museum auf „europäischem Niveau“ zu machen. Darin wird das Museum vom Goethe-Institut unterstützt, das eine Reihe von Seminaren zu Fragen des Museumsmanagements für die Mitarbeiter des Museums finanziert. Eine Mitarbeiterin kann für 14 Tage Einblicke in ein deutsches historisches Museum nehmen und eine Delegation des Museums hatte gerade die Gelegenheit, Berliner Museen und Kultureinrichtungen zu besuchen, um Ideen zu sammeln und sich mit den Kollegen auszutauschen. Als nächstes soll die Rolle des Museums als Ort nationaler Erinnerungskultur  auf einer Konferenz diskutiert werden, die vom 25.-27.5.2011 im Museum stattfinden wird.

 

„Kulturschaffende in Belarus“

So lautet der Titel eines neuerlichen Beitrags der Sendung Scala im WDR 5 (29.3.2011, Moderation Rebecca Link). Immer wieder schaut diese Redaktion auf Belarus und berichtet insbesondere über die Situation der Kultur im Land. Dieses Mal sind, neben einem kompkaten Überblick über die wechselvolle Geschichte des Landes, Eindrücke der Schriftstellerin Svetlana Alekseeva, des Sängers Ljavon Volkskij und des Künstlers Arthur Klinau zu hören. Sie alle bewegen sich mit ihrem Schaffen in dem schwierigen Feld von Kunst und Kultur, die sich in Belarus, insbesondere nach den Wahlen im Dezember 2010, zwischen Propaganda und Protest bewegen.

In der laufenden Woche ist die Sendung nachzuhören unter: http://www.wdr5.de/nachhoeren/scala.html

Tag des Vaterlandsverteidigers

Am 23. Februar ist es mal wieder soweit: Der „Tag des Vaterlandsverteidigers“ steht an. Ich kenne das schon aus Russland bzw. eigentlich der Sowjetunion. Damals war es noch der „Tag der Sowjetischen Armee und der Kriegsmarine“. Und, mal ehrlich, mancherorts hängen heute noch immer die alten Plakate. Überhaupt ist der Feiertag zu Ehren aller Soldaten schon ziemlich alt: Er wird seit der Oktoberrevolution traditionell am 23.2. begangen und hieß ganz am Anfang „Tag der Roten Armee“.

Aber wie dem auch sei, auch Belarus gedenkt in der kommenden Woche seiner Soldaten, allerdings nur dieser. Will sagen: Nicht der Soldatinnen, die es natürlich in der weißrussischen Armee auch gibt. Ein solcher Ehrentag klingt für westeuropäische, zumal deutsche Ohren, vielleicht befremdlich und die Inszenierung mitsamt ihrer sowjetischen Bildsprache macht es einem auch wirklich nicht leicht. Trotzdem muss ich zugeben, dass mir der Gedanke gefällt. Und das nicht nur, weil ich mit einem Soldaten verheiratet bin. Vielmehr ist es eigentlich das Mindeste, was eine Gesellschaft für Ihre Soldaten tun kann, wenn es denn auch wirklich die Bevölkerung erreichen würde. Das ist in Belarus aus Gewohnheit aller möglicher Ehren- und Gedenktage, aber auch durch ein traditionell höheres Ansehen der Armee sicher noch eher der Fall, als z.B. in Deutschland. Schade nur, dass der Tag auch in Weißrussland in der Zwischenzeit zu einer Art Vatertag verkommen ist, an dem weniger eine ernsthafte Beschäftigung mit der Armee als ein allgemeines Besäufnis im Vordergrund steht. Vielleicht ist der Tag deshalb in Belarus, wie auch in der Ukraine, erst gar kein arbeitsfreier Tag, wie es in Russland der Fall ist.

Nähere Informationen zu den belarussischen Streitkräften finden sich hier:

Steven J. Main: The Belarussian Armed Forces: A Military-Political History 1991–2003, Conflict Studies Research Centre, RMA Sandhurst, 2003.

Ministerium der Verteidigung der Republik Belarus

Dresdner Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik

Überblick

Jüdische Spuren in Minsk

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Fotoausstellung zum Alltagsleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

In über 130 Fotos entfaltet die derzeitige Sonderausstellung der Aufnahmen des Geistlichen Pavel Volyncevich (1875-1962) im Nationalen Historischen Museum ein Tableau ländlichen Lebens in der ersten Hälfte des 20. Jh. Der Dorfpfarrer, der mehrere Pfarreien im Gebiet Grodno innehatte, hat als Hobby-Fotograph zahlreiche Bilder seines Familienlebens, der Kirchen und des Alltags auf dem Dorf gemacht. Der Bestand ist nicht nur deshalb von großem Interesse, weil durch ihn seltene Abbildungen etwa heute zerstörter Gebäude oder des täglichen Lebens vorhanden, sondern auch, weil wenig Fotosammlungen auf Glasplatten überhaupt bis heute erhalten geblieben sind. Aufgrund der eigenen, akribischen Ordnung seiner Fotos sowie durch ergänzende Archivstudien war es nun möglich, das Leben Volyncevichs anhand seiner Bilder nachzuvollziehen.

Leider erfährt man jedoch nichts in der Ausstellung über die Einflüsse der historischen Ereignisse auf das Leben des Pfarrers (bzw. eines Dorfgeistlichen im Allgemeinen), seiner Gemeinden und seiner Familie. Allein Grodno befand sich in der von Revolution, Erstem Weltkrieg und Bürgerkrieg, Kollektivierung, Terror, Okkupation und Zweitem Weltkrieg geprägten Periode zuerst im Russischen Reich, unter deutscher Besatzung (1915-1919), in Polen, der Sowjetunion, wieder unter deutscher Besatzung (1941-1944) und schließlich wieder in der Sowjetunion. Es wäre spannend gewesen, die Fotos eines offenbar friedlichen Land- und Familienlebens in diesem größeren Kontext zu betrachten.

Weitere Informationen unter: http://religia.by/pravoslavie/segodnya-otkrylas-fotovystavka-pavel-volyncevich-fotoletopis-dlinoyu-v-polstoletiya

Nationales Historisches Museum

Blick in die Dauerausstellung.

Ambivalent fällt mein Urteil über das Nationale Historische Museum der republik Belarus (bis 2009 das Nationales Museum der Geschichte und Kultur von Belarus) in Minsk aus. Man bekommt nicht, was man erwartet, kann aber doch anregende Stunden dort verbringen.

Offenbar ist das Museum eher auf Minsker und belarussisches Publikum eingestellt, als auf Touristen und Fremde. Jedenfalls erhält man nicht, wie ich finde zu erwarten wäre, eine Einführung oder einen Überblick in die weißrussische Geschichte. Vielmehr setzt sich die Dauerausstellung aus einzelnen thematischen Abschnitten zusammen, die allenfalls ein mosaikartig zusammengesetztes Bild von der belarussischen Geschichte abgeben. Der Rundgang beginnt mit der (offenbar noch aus sowjetischen Zeiten stammenden) Präsentation archäologischer Funde auf heutigem belarussischem Gebiet. Und damit ist gleich ein zentrales Thema angesprochen: Wo und wann beginnt eigentlich „belarussische Geschichte“?  Wie hat sich das heutige Staatsgebiet entwickelt?

Leider gibt auch der weitere Rundgang, wie der erste Saal selbst, darüber keinen Aufschluss. Übergreifende Saaltexte sucht man vergeblich. Vielmehr durchwandert der Besucher einzelne Räume, die jeweils einem in sich geschlossenen Thema oder einer Sonderausstellung außerhalb eines Rundgangs gewidmet sind.

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Belarus-Reise

„Mehr als eine sozialistische Musterstadt“ – Unter diesem Titel bietet die Reiseagentur Ex Oriente Lux eine Reise nach Weißrussland an. Auf dem Programm stehen Minsk und Vitebsk, wobei touristische Besichtigungen und Begegnungen mit Vertretern aus Kultur und Gesellschaft eine vielversprechende Mischung eingehen. Der nächste Termin ist der 29.7. bis 6.8.2011. Nähere Infos unter http://www.eol-reisen.de/destination.php?id=12

Auf dem Dorf: Semezhava (Semezhevo)

Dorfplatz in Semezhava

„Einmal im Jahr schaut die Welt auf unser Dorf“, so begann der Bürgermeister von Semezhava (Minsker Oblast’) seinen Toast beim abendlichen Festessen zum orthodoxen Neujahrsfest am 13. Januar. Zusammen mit dem Vertreter der UNESCO für Belarus, der nationalen Präsidentin des Internationalen Museumsbundes ICOM sowie Vertretern des Kulturministeriums, des Bezirks Kopyl sowie den örtlichen Honoratioren waren wir zu Gast bei einer Familie des Dorfes. Es war der Abend nach dem Umzug der Kalyady-Zaren, deren Schauspiel seit 2009 auf der Liste des zu schützenden Kulturerbes der UNESO steht. Noch hat nicht die ganze Welt dieses Kulturjuwel entdeckt, so dass wir einen wunderbaren Abend in sehr persönlicher und herzlicher Atmosphäre verbracht haben. Ein sicher einmaliges Erlebnis, um Kultur und Geschichte von Belarus zu erfahren.

Die Weberei und Webschule in Semezhava.

Auf Einladung der Bezirkskulturverwaltung von Kopyl, der nächstgelegenen, größeren Ortschaft, haben wir zunächst das dortige Stadtmuseum besucht. In Semezhava hatten wir nach dem Umzug der Kalyady-Zaren die Gelegenheit, das Vysockij-Museum zu besuchen sowie die örtliche Schule für Webkunst. Hier gibt die alte Generation auf alten und mit Hilfe von EU-Mitteln angeschafften, neuen Webstühlen die verschiedenen Techniken dieses Handwerks an die junge, meist weibliche Generation weiter. Die Werkstatt gehört, ebenso wie das Museum in Kopyl und andere Einrichtungen, zur sog. „grünen Route“, einem im Rahmen des belarussischen Tourismus neu konzipierten Angebot des Ökotourismus. Sie umfasst Sehenswürdigkeiten, Kulturerbe, Erholungsorte, Naturschutzgebiete sowie Folklore-Angebote in der Region Kopyl, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad besucht werden können. Interessierte erhalten nähere Informationen beim Stadtmuseum Kopyl, das leider bisher keine eigene Website hat.

Die „Jama“

Ansicht der beiden Denkmäler in der Jama.

Der heute in einem Neubaugebiet gelegene Ort gehörte zwischen 1941 und 1943 zum Minsker Ghetto. Die Jama (russisch für: Grube) war einer der Orte, an dem die deutschen Besatzer die Juden erschossen. Nach dem Krieg errichteten Überlebende einen Obelisken zur Erinnerung an die Ereignisse in der Jama. Er trägt eine jiddische Inschrift und ist wohl das einzige Denkmal dieser Art, das in der Sowjetunion bestand hatte. Ein aktives Erinnern war jedoch bis zum Beginn der 90er Jahre des 20. Jh. nicht möglich.

Im Jahre 2000 konnte in der Jama ein Denkmal des belarussischen Architekten Leonid Lewin eingeweiht werden. Es zeigt eine Reihe von gesichtslosen, schattenhaften Bronzefiguren: Opfer, die hinab in die Grube steigen.

Nähere Informationen: http://ibb.by/de/news/376

Das Minsker Ghetto

Blick auf die Gedenksteine deutscher Städte auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof in Minsk zur Erinnerung an die Deportationen.

Bereits kurz nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 besetzten die Deutschen Minsk. Im Zeitraum von Juli 1941 bis Oktober 1943 errichteten sie im nordöstlichen Teil der Stadt auf einem etwa zwei Quadratkilometer großen Gebiet einen abgeriegelten Bezirk, in dem die große Mehrheit der damals etwa 75.000 Juden leben mussten. Das Ghetto gehörte zu den größten in Europa mit zeitweise 30.000 bis 100.000 Menschen. Seit November 1941 wurden zudem aus den deutschen Städten Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Berlin und Königsberg sowie aus Wien und Brünn deportierte Juden hier untergebracht. Nicht arbeitsfähige Menschen wurden umgebracht, die übrigen zur Zwangsarbeit abkommandiert. Im August 1942 lebten noch weniger als 9.000 Menschen im Ghetto, zum Zeitpunkt der Auflösung am 21. Oktober 1943 gab es kaum Überlebende.

Die wenigen Überlebenden treffen sich heute in der Geschichtswerkstatt in Minsk und sprechen über ihre Erlebnisse. Einige von ihnen konnten mit Hilfe der Geschichtswerkstatt ihre Erinnerungen publizieren, andere geben ihre Erfahrungen an junge Menschen im Rahmen verschiedener Projekte weiter.

Portraits und Erinnerungen von Ghetto-Überlebenden finden sich unter: http://www.gwminsk.org, Link: Lebensläufe

Geschichtswerkstatt Minsk

Ein wenig versteckt und nicht leicht zu finden liegt in der Suchaja Straße 25 in Minsk die Geschichtswerkstatt, ein deutsch-belarussisches Gemeinschaftsprojekt. Der Besuch sei all jenen empfohlen, die sich für die nicht offizielle Seite der Geschichte von Belarus im Zweiten Weltkrieg interessieren. Themen der Ausstellungen und Veranstaltungen der Geschichtswerkstatt sind das Schicksal der jüdischen Bevölkerung und des Minsker Ghettos sowie des Konzentrationslagers Malyj Trostenec.

Das Gebäude der Geschichtswerkstatt.

Das Gebäude der Geschichtswerkstatt ist eines der letzten erhalten gebliebenen Baracken des Minsker Ghettos. Damals versteckten sich hier in einem unterirdischen Versteck, einer sog. Malina, 26 Menschen für die Dauer von neun Monaten vor den deutschen Besatzungstruppen. 13 von Ihnen überlebten.

Mehr Informationen unter: http://www.ibb-d.de/geschichtswerkstatt_minsk0.html und http://ibb.by/de/education/Geschichtswerkstatt. Derzeit entsteht eine neue Website, die demnächst unter www.gwminsk.org zu finden ist.

Geschichte im Museum

Wie aktuell und wichtig Fragen der Geschichte auch für die Museen sind, hat die Abschlusspräsentation der Projekte gezeigt, dich sich an dem Wettbewerb „Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Erwachsenenbildung“ beteiligt haben. Das Forum fand am 17.12.2010 im Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung statt, gefördert wurde das Programm vom „Deutschen Volkshochschulverband e.V.“ in Minsk. Beteiligt haben sich insgesamt acht Institutionen, neben Museen auch Bildungseinrichtungen verschiedener Bezirke in Minsk und anderer Regionen Weißrusslands sowie die Orthodoxe Kirche.

Der Motivation und den Folgen von Emigration aus der Region in die USA widmete das Heimatmuseum Kopyl im Minsker Bezirk ein Projekt. Das Vitebsker Bildungsmuseum präsentierte seine ehrgeizigen Pläne zur Gründung im kommenden Jahr. Ebenfalls eine Museumsgründung in einem ehemaligen Seminar zur Bildungsgeschichte ist in Schtschutschin in der Region Grodno vorgesehen.

Weitere Institutionen wählten unterschiedliche, thematische Schwerpunkte, wie z.B. die Bildungssituation der 40er und 50er Jahre in Minsk, Spuren der Musikgeschichte im Kreis Mogiljow oder die Entwicklung von weiblichen Wohltätigkeitsorganisationen in Belarus.

Das Forum bot den Teilnehmern neben Vorträgen über die Rolle und Funktion der Museumspädagogik für die Erwachsenenbildung (von einer Vertreterin des Staatlichen Historischen Museums, Minsk), die Entwicklung und Methoden der „oral history“ (von einer Vertreterin des Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung) sowie die Arbeit des Volkshochschulverbandes in Belarus, die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Die vier besten Projekte präsentierten sich zudem mit kleinen Ausstellungen und Materialien im Foyer.

Der Große Vaterländische Krieg I

Nicht zufällig ist einer der ersten Einträge in diesem Blog der Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“, den Kampf gegen Deutschland von 1941 bis 1945 gewidmet. Zum einen ist der Krieg nach wie vor gegenwärtig: Nicht nur die gesamte architektonische Anlage der Innenstadt ist aufs engste mit den Zerstörungen und dem Wiederaufbau nach dem Krieg verbunden, auch erinnern zahlreiche Denkmäler und Erinnerungstafeln im Stadtbild an die Geschichte.

Ein T-34 vor dem Haus der Offiziere.

Das Foto zeigt einen sowjetsicher Panzer T 34 aus dem Zweiten Weltkrieg vor dem Haus der Offiziere. Der Veteranenverband nach wie vor einen bedeutenden Einfluss auf die (Geschichts-)Politik und staatlich geprägte Erinnerung. Das Museum des Großen Vaterländischen Krieges, eines der großen und zentralen Museen in der Stadt, transportiert diese offizielle Form des Gedenkens .

Darüber hinaus ist die Kriegserinnerung in Osteuropa ein mir vertrautes Thema und damit einer von vielen möglichen Zugängen zur Geschichte und Kultur des Landes. Die Annäherung auf diesem Wege ist, wie ich es bereits aus Russland kenne, eine gegenseitige.

Der ausdrücklichen Verantwortung der Deutschen für die unter dem Nationalsozialismus begangenen Verbrechen wird in der Regel mit Respekt begegnet. Ein klares Bekenntnis zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der Geschichte öffnet Türen und bereitet den Boden für den Aufbau privater und geschäftlicher Beziehungen.