Belarus und die EU: Ein origineller Vorschlag

Sie lassen sich was einfallen, das muss man zugeben, um das Thema Belarus und die EU nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Von ukrainischer und belarussischer Seite ist der Vorschlag im Umlauf, ein „Museum der Geschichte und Kultur Europas“ zu gründen (BelaPan 13.12.2012). 12 Intellektuelle wendeten sich in einem Brief mit diesem Vorschlag an den Präsidenten des Europarates, Herman Van Rompuy.

Nach Ansicht der Initiatoren fehlt es neben den europäischen Bemühungen zur Integration von Politik und Wirtschaft angesichts der multikulturellen Gesellschaften einer geistigen und kulturellen Dimension, die auf die nationale Selbstbestimmung der einzelnen Länder und ihre Eigenarten abzielt. Hier liege die Grundlage und Kraftquelle für die europäischen Nationen. Es sei daher geboten, zur Diskussion über die Perspektiven der Gemeinschaft und ihrer Entwicklung zurückzukehren. Dazu könne ein Museum der Geschichte und Kultur Europas beitragen.

Neben den musealen Räumlichkeiten zur Geschichte, Sprachentwicklung, Kultur und Technikgeschichte Europas sieht das Konzept eine Bibliothek, Konferenzsäle und ein touristisches Zentrum vor. Bildungsangebote und Veranstaltungen würden dazu beitragen, sich in Europa besser zu verstehen und Konflikte friedlich zu lösen.

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören der belarussische Schriftsteller Vasil Jakovenko, der ukrainische Schriftsteller und Politologe Vladimir Schovkoschitnyj, Krukovsky Nicholas von der belarussischen Akademie für Bildung u.v.a.

Chagall und die Pariser Schule im Kunstmuseum

Foto: http://www.artmuseum.by/ru/vyst/tek/%E2%80%9Dmark-shagal:-zhizn-i-lyubov%E2%80%9D

Wieder sind alle aus dem Häuschen. Gerade erst ist der Event des V&A-Museums verkraftet, geht es schon weiter: Das Nationale Kunstmuseum ist derzeit das Maß aller Dinge. In diesen Tagen endet die Ausstellung „Künstler der Pariser Schule aus Belarus“, noch bis zum 28. Januar ist parallel die Ausstellung  „Marc Chagall: Leben und Liebe“ aus Israel zu sehen.

Beide Ausstellungen lohnen den Besuch und haben darüber hinaus einiges Neues für Belarus zu bieten. In der Ausstellung zur Pariser Schule, so konnte ich mich bei einer Führung der Kuratorin Olga Archipova überzuegen, gab es überwiegend bisher nicht ausgestellte Werke aus der eigenen Sammlung zu sehen, darunter von Marc Chagall, Chaim Soutine, Osip Cadik, Pinchus Kremen’ und vielen weiteren hier bisher weitgehend unbekannten Landsleuten aus den 20er bis 60er Jahren des 20. Jh. Diese waren vor der Revolution nach Paris geflüchtet oder übergesiedelt. Erstmals gezeigt werden die beiden Werke, die die weißrussische Belgazprombank gekauft hat (von Chagall und Soutine) sowie zwei weitere Chagall-Grafiken, die ebenfalls die Bank gekauft, sie aber dem Museum vermacht hat. Hinzu kamen Werke aus Privatsammlungen aus Minsk und Russland  sowie dem Chagall-Museum in Vitebsk. Zu den russischen Privatsammlern gehören Marina und Aleksej Rodionov, die im Zusammenhang mit der Abholung der Werke aus Minsk in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Shchemeljova einen Workshop veranstalten.

Der Ankauf der Kunstwerke durch die Bank ist offenbar eines der ersten Beispiele für ein Sponsoring dieser Art, auch wenn man hört, dass die Bank auf höheren Wunsch gehandelt hat. Außer der Belgazprombank sammelt übrigens auch die Priorbank. Hier ist die Sammlung eigentlich nur für die eigenen Büroräume gedacht, es waren aber auch schon mal Werke im Kunstmuseum ausgestellt.

Neben den Kunstwerken gab es graphisch originell aufbereitete Informationen zu den Biographien, Fotos und Dokumente, Installationen zur Andeutung zeitgenössischer Interieurs sowie eine Filmstation mit einer eigens für die Ausstellung zusammengestellten Dokumentation und Interviews. Die Hauptsensation dürfte aber das erste und bisher einzige Museumscafé sein, das im Rahmen der Ausstellung eröffnet hat und hoffentlich jetzt zur ständigen Einrichtung wird.

Das zweit Highlight ist die Chagall –Ausstellung aus Israel. Die erste Chagall-Ausstellung in Belarus fand 1997 statt, jetzt sind aber erstmals (drei) Gemälde in Belarus zu sehen. Auch hier fällt das „Drumherum“ auf, das sonst in belarussischen Ausstellungen noch fehlt: Musik in den Räumlichkeiten, eine professionelle Gestaltung, thematische Texte, Filmstationen. Überhaupt ist man mächtig stolz auf die Ausstellung,was sich nicht zuletzt dadurch vermittelt, dass die halbe Europa-Abteilung der Dauerausstellung für die Sonderausstellung ausgeräumt wurde. Überhaupt wirkt das Museum ein wenig zerrupft trotz oder gerade wegen der vielen Highlights.

 

Eine Ausstellung von Anatolij Nalivaev im Museum der ersten Sitzung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands

Hier gilt es gleich zweifach, mich über meinen letzten Museums- und Ausstellungsbesuch zu freuen. Aus Anlass der genannten Ausstellung war ich zum ersten Mal in dem kleinen Museum in der Nähe des Siegesplatzes. Beides hat sich gelohnt.

Die Ausstellung zeigte ca. 20 Bilder des noch lebenden belarussischen Künstlers und vielseitigen Kulturschaffenden Anatolij Nalivaev (geb. 1931). Dieser hat nach dem Krieg bis in die 60er Jahre Skizzen und Aquarelle zerstörter Teile und Gebäude von Minsk festgehalten und diese später in Gemälde umgesetzt. Dies ist deshalb so wertvoll, weil das Fotografieren der Stadt in der Nachkriegszeit verboten war. In der Ausstellung war eine Auswahl dieser Bilder, schwerpunktmäßig ehemaliger jüdischer Einrichtungen wie Synagogen, Gymnasien, Bethäuser, Wohnhäuser und Geschäfte zu sehen. Die Objektbeschriftungen gaben Auskunft darüber, in welcher Straße die Gebäude gestanden hatten bzw. heute noch stehen, und wofür sie heute genutzt werden. Damit entsteht ein sehr lebendiges und erweitertes Bild der Stadt. Noch besser hätte man sich das vorstellen können, wenn die Kuratoren einen Stadtplan in die Ausstellung integriert hätten mit der Markierung der von Nalivaev gemalten Orte. Aber auch so regte die an einem Sonntagnachmittag gut besuchte Ausstellung offenbar viele Minsker Bürger an, sich mit der Geschichte ihrer Stadt zu beschäftigen: Im Besucherbuch waren zahlreiche Einträge zu finden, die sich direkt an den Künstler wandten mit herzlichen und bewegenden Dankesworten.

Bemerkenswert ist das hier deutlich sichtbare Interesse an den Spuren jüdischer Geschichte, die oft vernachlässigt wird. Das Nationale Historische Museum dessen Filiale das kleine Parteigründungsmuseum ist, macht sich bei beidem Thema allerdings immer wieder verdient, indem es Ausstellungen jüdischer Künstler, zu denen auch Nalivaev gehört und der selbst eine bewegende Geschichte hat, oder Fotoausstellungen zeigt, die den Blick auf diesen Teil der Geschichte lenken.

Während diese Ausstellung einen Raum in dem kleinen Holzhaus einnimmt, zeigen drei andere ehemalige Zimmer des Hauses die Geschichte von Minsk im 19. Jh. sowie die Hintergründe der Parteigründung von 1898. Dies ist insofern bemerkenswert und unbedingt einen Besuch wert, da diese Informationen weder in der Dauerausstellung des Nationalen Historischen Museums noch im Minsker Stadtmuseum zu finden sind, wo man sie, zumal als Ausländer und Tourist, sicher vermuten würde. Die Ausstellung, die 1995 eingerichtet und 2008 noch einmal modernisiert wurde, ist mit viel Liebe eingerichtet und um alle ideologischen Belehrungen rundum das große Ereignis kommunistischer Geschichtsschreibung bereinigt. Alte Fotos, Anschläge und Zeitungsberichte lassen ein lebendiges Bild der Stadt und ihrer Bevölkerung vor dem Ersten Weltkrieg entstehen. Das rekonstruierte Interieur des Wohnzimmers gibt einen Einblick in die damalige Lebenswelt und Biographien, Dokumente und Fotos informieren über die Ereignisse in dem Gebäude im Jahre 1898 und die weitere Entwicklung der Partei und ihrer Gründer. Dies alles ist, in Minsk durchaus selten, durchgängig in drei Sprachen (russische, belarussisch und englisch) zu haben, so dass auch ausländische Besucher sich hier mit Gewinn aufhalten können.

Deutsch-bulgarisch-belarussischer Jazz

Foto: http://afisha.sb.by/12018/

Manche kulturelle Erlebnisse gehen mir nicht aus dem Kopf, auch wenn sie schon länger zurückliegen. Dazu gehört ein Konzert, das ich am 18.11.2012 in der Philharmonie in Minsk gehört habe. Auf dem Programm stand Jazz, gespielt von drei jungen Musikern aus Belarus und Bulgarien, die alle derzeit in Deutschland (Leipzig und München) leben und arbeiten. Kopf des Trios ist Michail Leontschik, einer der bekanntesten und zugleich ein virtuoser Spieler des hierzulande weit verbreiteten Saiteninstrumentes Zymbal. Zugleich ist er der Sohn des hier ebenfalls bekannten Zymbal-Spielers Alexander Leontschik. Zusammen mit dem Pianisten Konstantin Kostov und dem Percussionist Nevian Lenkov bilden sie das Ensemble „Only Juzzt“ .

Auf dem Programm stehen eigene Kompositionen, meist von Leontschik, bulgarische und belarussischer Volkslieder, aber auch Adaptionen von Jazzstandards und klassischer Musik, darunter Chopin, Brahms (eine tolle Version eines der ungarischen Tänze!) u.a. Insgesamt ein unvergessliches Musikerlebnis, das ich nur jedem empfehlen möchte. Zur Einstimmung empfehle ich ein Video auf youtube.

Kultur als Stütze der Gesellschaft

Gleich zu Beginn des Jahres hat der Präsident deutlich gemacht, wo der Hammer hängt: Kultur in Belarus ist und bleibt eine offizielle Angelegenheit. Am vergangenen Mittwoch bei der Vergabe der „Auszeichnung für geistige Erneuerung 2012“ (BelaPan 10.1.2013) warnte er davor, einen Keil zwischen den Staat und die „Intelligentsia“ zu treiben. Kunst, so der Präsident, entfalte und entwickle sich in Belarus in einem freien und offenen Umfeld, und dennoch (!) sei er dagegen, Künstler und Kulturschaffende in verschiedene politische Richtungen einzuteilen.

Er betonte die Erfolge und Errungenschaften des belarussischen Kulturlebens, das die Lebensader der Gesellschaft bilde. Die Regierung werde daher auch weiterhin alles tun, um all diejenigen zu fördern, die sich kreativ entfalten wollten. In einem Rückblick auf 2012 hob er die zentralen Projekte der Kulturpolitik hervor: die vollständige Wiederherstellung des aus dem 16. Jh. stammenden Schlosses der Radziwills in Nezvizh, die Modernisierung des Janka-Kupala-Theaters in Minsk sowie den Bau des neuen Gebäudes für das Museum des Großen Vaterländischen Krieges.

Schaut man von außen auf diese Leuchtturm-Projekte, so sind die zentralen Bezugspunkte offizieller Kulturförderung klar erkennbar: Die geistlich-kulturellen Leistungen belarussischer Geschichte im 16.-18. Jh. in Form klassischer Schlossausstellungen, der Rückgriff auf große Namen der klassische belarussische Literatur, ohne dies mit einer echten Förderung belarussischer Literaturwissenschaft zu verknüpfen sowie die noch immer stark von sowjetischer Geschichtsschreibung geprägte Geschichtspolitik. Leider nichts Neues in 2013!

Der Marschall Zhukov-Orden

Kürzlich bin ich mit meinem ersten Orden ausgezeichnet worden, und zwar dem russischen Marschall-Zhukov-Orden II. Klasse. Überreicht hat ihn mir Sergej Azaronok, der Direktor des Museums des Großen Vaterländischen Krieges, für meine Verdienste im Rahmen der Konferenz „Verbrannte Dörfer“ im Mai diesen Jahres hier in Minsk. Für die Mitgliedschaft im sog. Orgkomitee (bei uns würde man wohl eher Beirat sagen) hat das Komitee des Ordens unter dem Vorsitz des Marschalls der Sowjetunion, L.T. Jazov (immerhin der letzte Verteidigungsminister der UdSSR), entschieden, mich auszuzeichnen.

Noch bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht. Einerseits habe ich noch nie einen Orden bekommen, und schon gar keinen russischen, andererseits ist die Verleihung von Orden hier nun auch wieder nicht so sensationell, da sie schlicht öfters vorkommt. In diesem Fall befinde ich mich in guter Gesellschaft, z.B. neben der Vorsitzenden der Stiftung zur Erinnerung an den Sieg N.I. Konevs oder dem Sohn Marschall V.I. Tschuikovs. Andererseits wird der Zhukov-Orden für ein „gerechtes Andenken“ an den Namensstifter, aber auch „gegen die Falzifizierung der Geschichte“ verliehen. In diesem Punkt bin ich nicht ganz überzeugt, dass die russischen Kollegen und ich immer einer Meinung sind. Schön sieht der Orden aber trotzdem aus!

Zeitschrift Arche wurde eingestellt

Die in Belarus wohl einmalige Zeitschrift „Arche“ wurde eingestellt. Dies ist die Folge langer Schikanen von offizieller Seite, das Ende der Zeitschrift kommt damit letztlich einem Verbot gleich. Die weitere Arbeit ist wohl nur noch im Internet möglich.

Bei der Zeitschrift handelt es sich um eine seit 1998 erscheinende unabhängige Publikation zu meist historischen Fragen in belarussischer Sprache. Arche ist einmalig in der belarussischen Publizistik, auch wenn viele Belarussen die Zeitschrift wohl gar nicht kennen. Neben belarussischen Autoren publizieren hier auch internationale Historiker. Zudem übersetzt die Zeitschrift Artikel aus anderen Sprachen. Die Beiträge sind in dem Netzwerk eurozine zu lesen.

Angefangen hat es mit der Präsentation einer Ausgabe von Arche zum Thema „Sowjetifizierung von Westbelarus“ am 14. September in Grodno durch den Herausgeber der Zeitschrift, Valer Bulhakaw. Während der Präsentation wurde er verhaftet, das Buch beschlagnahmt und in der Folge der Autor wegen „Verkaufs belarussischer Bücher ohne Lizenz“ zu einer Strafe von 500.000 Rubeln (ca. 58 $) verurteilt (BelaPan 23.10.2012). In demselben Zusammenhang sind auch die Entlassungen mehrerer Historiker der Universität Grodno aufgrund unliebsamer Publikationen zur Geschichte von Belarus zu sehen.

Politisch wurde die Angelegenheit durch die Fernsehberichterstattung Ende Oktober, in der die Zeitschrift des Extermismus und der NS-Propaganda bezichtigt wurde. Bulhakaw hat in der Zwischenzeit das Land verlassen  (BelaPan 13.11.2012). Ingo Petz berichtete über den Fall in den deutschen Medien (FAZ 27.10.2012).

Museumslabyrinthe

Vom 20. Oktober bis 9. Dezember letzten Jahres fand die Aktion Museumslabyrinthe  statt. Die Idee bestand darin, 10 Museen in einem nicht festgelegten Rundgang zu verbinden, bei dem verschiedene Aufgaben im Team zu lösen waren. Den Gewinner erwartete eine Reise nach Wien. Mit der Aktion verbunden waren Veranstaltungen in den einzelnen Museen.

Initiiert vom Kulturministerium, durchgeführt zusammen mit einer Agentur und koordiniert vom Janka-Kupalla-Museum, sollte das Angebot zur Popularisierung der Museen dienen.

Darüber, wie viele Menschen teilgenommen haben, oder zu anderen Ergebnissen der Aktion, gibt es bisher keine Informationen.

Fachpublikation des Instituts für die Kultur Belarus’ zur Lage der Museen

Unter dem Titel „Muzei Belarusi. Prablemy. Perspektyvy. Inavacyi“, Minsk 2012, ist vor Kurzem eine umfangreiche Broschüre zu verschiedenen Museums- und Ausstellungsfragen erschienen. Herausgeber sind das Kulturministerium und das Institut für die Kultur Belarus’.

Sie umfasst Kurzinterviews mit Akteuren zur Lage der Museen, darunter die Direktoren des Museums für den Großen Vaterländischen Krieg, Sergej Azaronok, des Nationalen Kunstmuseums, Vladimir Prokopcov, sowie weiterer Direktoren, auch aus den Regionen des Landes. Die folgenden Aufsätze werden eröffnet durch einen Beitrag von der Leiterin der Abteilung Museen im Institut für die Kultur Belarus’, Irina Laptjonok zur Entwicklung der Museen zwischen 1991 und 2011 mit Besucherzahlen und Statistik. Es folgt die thematische Abteilung „Schlösser und Paläste“, dabei steht Nezwizh im Mittelpunkt, wo in diesem Jahr zahlreiche neue Räumlichkeiten eröffnet wurden. Vorgestellt werden aber auch bisher nicht renovierte Schlösser und Kulturstätten. In der Rubrik „Konzeptionelle Projekte“ steht das im Sommer eröffnete Museum der belarussischen Staatlichkeit im Zentrum, gefolgt von dem Großprojekt des Museums des Großen Vaterländischen Krieges. Als „Erinnerungsausstellungen“ werden Chatyn und das Museum für Jakub Kolas vorgestellt, sowie Ausstellungen in der Festung Brest und das Chaim Soutine-Zentrum. Unter dem Thema

„Sammlungen“ werden Exponate aus dem Nationalen Kunstmuseum, dem Minsker Regionalmuseum, verschiedenen Heimat- und Spezialmuseen sowie einzelne Schlüsselobjekte vorgestellt.

Eine große Abteilung bildet das Thema „Interaktive Ausstellungen“: Hier wird über die Kinderprogramme aus dem Museumskomplex Polock berichtet, über Projekterfahrungen im Museum für zeitgenössische Kunst sowie zu theoretischen Aspekten der Museumspädagogik. Ebenfalls umfangreich ist die Rubrik „Design und Gestaltung“, ein hierzulande sehr aktuelles Thema. Für den durchaus anderen Umfang mit dem Aspekt hier in Belarus (wie übrigens auch in Russland) sprechen die ersten beiden Texte, in denen Künstler über ihre Arbeit als Gestalter berichten. Theoretisch wird dies noch einmal von Irina Laptjonok eingeordnet.

Zum Thema der „Neuen Medien“ werden die Beiträge eines Rundtischgesprächs auf der ADIT-Konferenz von Mai 2012 abgedruckt sowie weitere Beiträge zur Buchkonservierung und elektronischer Verfügbarkeit von Exponaten. Der Blick ins Ausland stellt das Chopin-Museum in Warschau, den Umgang mit Schlössern in Österreich vor und offeriert einen deutschen Blick auf die Museumslandschaft in Belarus (meine erste belarussische Publikation!).

Eigentlich sollte diese Art der Bestandsaufnahme der nationalen Museumslandschaft öfters erscheinen, dafür gibt es aber nicht genug Geld. Diese Ausgabe jedenfalls ist Teil des Kulturförderprogramms 2011-2015. Infolge dessen finden sich darin auch die Vorworte des Kulturministers (hier noch Latuschko) sowie der im Ministerium zuständigen Bearbeiterin Svetalana Gavrilova. Von Seiten des Instituts führt Irina Laptjonok in das Thema ein.

Das handliche DIN A 4-Format verleiht der Publikation einen Arbeitscharakter. Schade ist, dass alle Text ausschließlich auf belarussisch zu lesen sind, es gibt auch weder eine russische noch eine englische Zusammenfassung. Positiv zu vermerken sind dagegen die vielen farbigen Abbildungen. Literaturangaben finden sich teilweise am Ende der Texte, auch diese meist nur belarussisch, eine Gesamtbibliographie, die auch einige wenige russische und englische Titel nennt, steht am Ende des 200 Seiten dicken Buches.