17. September

Dies ist der Tag, an dem im Jahre 1939 sowjetische Truppen die ostpolnischen Gebiete besetzten. Dieses Vorgehen entsprach der geheimen Übereinkunft zum Hitler-Stalin-Pakt. Damit kam das gesamte Gebiet mit weißrussischen Bevölkerungsanteilen, das in der Zwischenkriegszeit im Westen zu Polen, im Osten zur Sozialistische Sowjetrepublik Weißrussland (BSSR) und damit seit 1922 zur UdSSR gehörte, unter sowjetischen Einfluss. Es ist diese um die bis dahin polnischen Gebiete Westweißrusslands erweiterte BSSR, die am 22. Juni 1941 dem Überfall der Wehrmacht zum Opfer fiel.

Die Darstellung der Ereignisse des 17.9.1939 im Museum des Großen Vaterländischen Krieges.

Bis heute wird im offiziellen Sprachgebrauch – und in den meisten Museen – von der „Befreiung“ gesprochen, so auch im Museum des Großen Vaterländischen Krieges. Auch im ersten Konzept für die Neugestaltung des Museums wurde diese Formulierung gewählt. In der Zwischenzeit wurde die Struktur der Ausstellung überarbeitet und es ist die Rede von „Übergang der Roten Armee in das westliche Belarus“.

Aus polnischer sieht die historische Bewertung natürlich ganz anders aus, gehörten doch die ostpolnischen Gebiete, die „Kresy“, gemäß dem völkerrechtsgültigen Vertrag von Riga seit 1921 zur Zweiten Republik Polen. Aber auch ein Blick auf verschiedene litauische Websites zeigt, dass es noch weitere Perspektiven gibt. Siehe ausführlich dazu das Handbuch der Geschichte Weißrusslands, Göttingen 2001.

Für Belarus ist dieses Datum aber insofern Interessant, als sich hier – selten genug – Anhänger der offiziellen Geschichtspolitik und Anhänger der Opposition sowie die meisten kritischen Intellektuellen und Nationalisten einig sind: Diese Gebiete, so die geteilte Überzeugung, gehören schon immer zu Belarus.

Heute ist in etwa auf der Linie der Grenze von 1921 bis 1939 eine Toll-Station der Autobahn, die an die alte Grenze erinnert. Und ebenfalls bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der Ausstellungsgestalter für das neue Museum des Großen Vaterländischen Krieges (Eröffnung 2013) ein polnisches Büro ist. Oh, oh.